Wer glaubt, dass er sich nach dem Glockenschlag zu Beginn des Stückes zurücklehnen und sich an den traditionellen Kostümen, der währschaften Sprache und bäuerlichem Brauchtum die kommenden 2 Stunden ergötzen kann, wird genau mit diesem Glockenschlag in die Realität geholt. Eine Schar von weissgekleideten Schauspielerinnen und Schauspielern suchen lauthaus nach Herrn Schnyder. Das Stück beginnt mit dem Ende, mit dem Ende des Regisseurs Franz Schnyder, der nach einer eindrücklichen Schauspiel- und Regisseurkarriere schlussendlich in der psychiatrischen Klinik Münsingen landet.
Psychiatrische Klinik
Spätestens hier besinnt sich der Zuschauer auf den Titel des Freilichttheaters: «Franz Schnyders Geld und Geist». Franz Schnyder (Max Sterchi) hat in dieser Fassung die Hauptrolle, sein letzter Lebensabschnitt fliesst in das Stück ein, in welchem Schnyder immer wieder auf seine Zeit als Regisseur des Films zurückblickt. Namen der damaligen Schauspieler wie Erwin Kohlund (Chisten), Margrit Winter (Änneli), Max Haufler (Dorngrütter) oder Ruedi Walter als Chäller-Joggi tauchen plötzlich auf und Schnyder erzählt von den Filmaufnahmen.
Die Szenen, welche Schnyder erscheinen, werden auf der Bühne umgesetzt und plötzlich findet sich der Zuschauer nicht mehr in der Psychiatrischen Klinik sondern im Film Geld und Geist.
Die umsichtige Krankenschwester Erika (Franziska Christen), welche sich um die Pflege und das Wohl des psychisch Kranken kümmert, versteht ihn, lebt mit ihm in seiner Welt zwischen Vergangenheit und Realität, bringt ihm viel Geduld und Verständnis entgegen und drückt auch mal ein Auge zu, wenn Schnyder seine Medikamente nicht nehmen will.
Franz Schnyder
Dass Schnyder nicht nur Gotthelf verfilmt hat, sondern viele weitere Filme wie «Gilberte de Courgenay» (1941) oder «Die 6 Kummerbuben» (1968) lässt Simon Burkhalter in feinen Musikeinspielungen einfliessen.
Immer wieder folgen Sequenzen aus Geld und Geist, die ganze Geschichte der Familie von Änneli und Christen und ihren Kindern auf dem Hof Liebiwyl, die Geschichte des Dorngrütters und seiner Familie, die Veruntreuung des Mündelgeldes und der daraus folgende Vertrauenszerfall der Familienbande bei den Liebiwylern. Chäller-Joggi, dem die Tochter des Dorngrütters versprochen ist, die ihn aber nicht haben will.
Die Geschichte über einen genialen Filmschauspieler, Regisseur und Filmemacher wird von einem sehr talentierten Regisseur, Schauspieler und Theaterproduzenten in ein Freilichttheater umgesetzt. Gratuliere!
Von: Emmental Tourismus
Text & Bilder: Theres Sommer & Freilichtspiele Moosegg