Habe ich in Langnau etwas zu erledigen, leiste ich mir nicht den schnellen, sondern den weltoffenen Weg. Bahnhof Burgdorf 11 ab, mit dem Zug unterwegs bis Ramsei und von dort weiter mit dem Bus. Aus der kleinen Reise wird so eine grosse. Jedes Mal erlebe ich sie als vielversprechendes amuse bouche. Ich bekomme Appetit auf mehr. Auf mehr Emmental.
Schon die Fahrt mit dem Zug eröffnet attraktive Perspektiven – einige Bausünden der Strecke entlang mal ausgenommen. Sanft steigen die Hügel an; sie zeigen sich in sattem Grün und werden durchs Wechselspiel von Wolken und Sonne immer wieder neu inszeniert. Und da und dort entdeckt man auch bereits das Tüpfli auf dem i, die fürs Emmental typische Linde, alleinstehend auf ihrem Hoger. Ja, da oben möchte man unterwegs sein, ausziehen, die Natur geniessen. Ich hänge meinen Gedanken nach.
Emmentaler Linde
Aber halt: Schon meldet sich die BLS mit zerquetschter Stimme und «bittet Sie auszusteigen und verabschiedet sich von Ihnen.» Ramsei also – nichts wie los, rüber zum Bus. Und da geschieht er nun, der Szenenwechsel, auf den ich mich schon die ganze Fahrt freue. «Grüessech mitenang» tönt`s von Seiten des Chauffeurs. Er wendet sich den Fahrgästen zu, kontrolliert, ob alle drin sind und meint: «Gut so, wir fahren.» Diese sorgfältige Art und dieser respektvolle Umgang prägen die Atmosphäre im Bus. Wer einsteigt, schickt ein «Grüessech» in die Runde, wer aussteigt ein «Merci» zum Chauffeur. Und selbst die Berufsschüler*innen, mit Knopf im Ohr und Handy vor der Nase, geben etwas grussähnliches von sich, und das ist doch schon sehr viel. Ich schmunzle.
Jetzt hebt der Bus bergwärts links ab und steuert Ranflüh an, eine dieser Perlen im Emmental. Ein Haus präsentiert sich prächtiger als das andere, mit Blumen geschmückt und mit Gärten bestückt. Und mittendrin der Gasthof Bären. Hier hat sich Doris Grossen, unterstützt von ihrem Partner Heinz, ihren Traum als Gastgeberin erfüllt. Mit viel Engagement und harter Arbeit. Das nächste Mal, so nehme ich mir vor, gibt’s auf ihrer Terrasse einen Zwischenhalt. Und ich sehe mich schon den ersten, den zweiten, den dritten Bus überspringen... denn im Bären wird`s immer gemütlich.
Sehnsuchtsort
Vom idyllischen Dorf geht`s zügig hinunter, zurück ins geschäftige Emmental, wo sich kleinere, grössere und grosse Unternehmen jeden Tag behaupten. Der Bus leert sich denn auch von Haltestelle zu Haltestelle – «uf Wiederluege» - und die coolen Lernenden treffen spätestens beim Berufsschulhaus auf den Ernst des Lebens. Nur ein paar wenige Fahrgäste bleiben bis zum Bahnhof Langnau sitzen. Der Chauffeur bedankt sich bei uns und wünscht uns «no ne schöne Tag.» Ehrlich und authentisch. Dieser Tag kann nur schön weiter gehen.
Es waren 42 Minuten Fahrt – und wie viele Emmental-Facetten habe ich dabei erlebt! Ich hätte jetzt tatsächlich Lust auf mehr, auf mehr Emmental. Für heute allerdings ist in Langnau Schluss. Ich studiere aber schon mal die Bustafeln am Bahnhof. Das nächste Mal mit dem 286er weiter, nach Oberfrittenbach? Mit dem 271er zum Chuderhüsi? Oder mit dem 281er auf den Hasenknubel? Oberfrittenbach, Chuderhüsi, Hasenknubel: Sie sind definitiv zu meinen Sehnsuchtsorten geworden. Ich werde sie besuchen – und die Reise beginnen mit Burgdorf-Langnau via Ranflüh.
Von: Emmental Tourismus
Text: Elisabeth Zäch
Bilder: Emmental Tourismus