Michelis Brautschau
Nein, es ist kein Tippfehler «Michelis Brautschau», denn das Original von Jeremias Gotthelf heisst «Michels Brautschau». Aber gerade das macht es aus.
Michelis Brautschau oder Brautschauen, denn es braucht einige, bis es endlich klappt, wird inspiriert von weiteren Gotthelf-Erzählungen, so z. B. auch von der eher unbekannten Novelle «Der Ball». Auch der «Dorngrütter» aus «Geld und Geist» hat einen kurzen Auftritt. Dies gibt dem Stoff eine ganz neue, spritzige und moderne, vor allem aber eine aktuelle Note.
Bauer Michel ist ein Bär von einem Mann im besten heiratsfähigen Alter. Doch wozu heiraten, er hat ja Anni, die Kindsmutter, welche ihn seit dem frühen Tod seiner Eltern aufgezogen und ihm die Mutter ersetzt hat. Sie behütet und verhätschelt ihn, dennoch kann sie ihn nicht von Schlägerein und Raufereien fernhalten. Michel ist jähzornig und wer ihn provoziert geht als Verlierer vom Platz. Als sich Michel doch mal äussert, dass eine junge Frau die Pflegemutter Anni entlasten könnte, wehrt sich Anni und treibt ihm die neuen Gefühle mit Jammern und flennen aus. Er sei ja erst 31 Jahre alt, das könne gut noch 10 Jahre warten – «es mög ja no guet u zäme sige si es igspielts Team».
Brautschau
Die Eiertütschete in Kirchberg bildet die Eröffnungsszene zur ersten Schlägerei. Auch wenn sich Michel nicht für Mädchen und Tanz interessiert ist er mit seinem Hund Bäri dabei, lässt sich prompt provozieren und es kommt zu einer wüsten Rauferei. Um einer Anzeige zu entgehen lässt er sich in einen Geldhandel ein, denn Straftäter können nach Frankreich in die Armee Napoleons abgeschoben werden, wenn sie nicht verheiratet sind. «Wenn ich nicht sterben soll, so will ich heiraten», bekennt er.
Aber es braucht noch drei weitere Brautschauen, bis es endlich klappt. Der Schärischlifer-Ludi zettelt noch zweimal eine Gschoui an, einmal auf der Hüeneregg, wo gleich zwei Mädchen um den reichen Bauernsohn werben und ein andermal im Stärnegade, wo eine selbstbewusste junge Frau um seine Gunst wirbt. Er durchschaut die Szene und lässt die Rothaarige stehen.
Vorerst will Micheli nichts mehr vom heiraten wissen. Erst als zwei unbekannte Wahrsager ihn ins Kuttelbad löcken trifft er auf ein Mädchen, welches auch Bäri gleich mit einbezieht. Die junge Frau zeigt sich als tierlieb, gescheit und anders als die andern. So kommt es doch noch zu einem Happy End. Diesmal wirbt Micheli um das Mädchen, das weder auf seinen Hof noch auf seinen Reichtum aus ist.
Leidenschaft und Temperament
Während der ganzen Aufführung spielt auch der Berner Sennenhund Bäri eine wichtige Rolle, meisterhaft begleitet vom Puppenspieler Lukas Schneider. Die Inszenierung lebt mit dem fliegenden Wechsel der 5 Hauptdarsteller/innen, welche in über dreissig Rollen schlüpfen und diesen ihr Gesicht und ihr Temperament leihen.
Premiere ist am 1. Juli 2022. Neu besteht ein Shuttlebus ab Bahnhof Emmenmatt.
Weitere Infos und Vorverkauf finden Sie hier.
Von: Emmental Tourismus
Text & Bilder: Therese Sommer