Natürlich wusste ich von der Wildstation Landshut, und selbstverständlich war sie mir sympathisch. Wie könnte sie es nicht sein! Was ich dann vor Ort erlebt habe, hat aber  meine sämtlichen Erwartungen übertroffen. Die Wildstation ist ein Ort für die Seele: Kompetenter Tierschutz und gelebte Tierliebe kombiniert mit Respekt vor der Natur, aufrechterhalten von engagierten Fachleuten, einem Freiwilligenteam und einer gemeinnützigen Stiftung im Hintergrund! Immer wenn ich auf solche Projekte stosse – gleich in welchem Bereich – bin ich berührt. Sie stimmen mich hoffnungsfroh. Die Welt ist auch gut, denke ich mir dann. Oft sogar sehr gut.

Was auf der Wildstation tagein tagaus, sieben Tage in der Woche, geleistet wird, ist grossartig. Insgesamt 3061 Tiere aus insgesamt 120 Tierarten wurden hier im letzten Jahr behandelt, immer mit dem Ziel, sie gesund wieder in die Freiheit zu entlassen. Da wurden Vogelchnöchli zusammengeflickt, Pfötchen von Haselmäusen verarztet und verletzte Greifvögel wieder flugtüchtig gemacht. Jeden Tag warten neue Herausforderungen auf Tierärztin Ulrike Eulenberger und ihr Team.

Spitzenreiter in der Patientenstatistik ist allerdings der Igel. 1400 waren es im letzten Jahr – und auch aktuell nutzen rund 100 stachelige Gesellen die Wildstation als Hotel. In einem separaten Raum liegen sie im tiefen Winterschlaf und kraxeln erst wieder hervor, wenn`s Frühling wird. Recht haben sie! Ähnlich halten es die 6 Fledermäuse in einer andern Spezialunterkunft. Sie schlafen in speziellen Kisten und wollen nur ihre Ruhe. Denn wehe, wenn sie gestört werden: Dann fahren sie ihren Stoffwechsel hoch, werden hellwach und verbrauchen zu viel Energie, welche sie im Winter schlecht auftanken können. Bitte nicht stören, heisst es deshalb gross an der Eingangstür zur Fledermausloge.

Juveniler Waldkauz

Weshalb aber sind die Stacheltiere so oft krank? Das ist eine Platzfrage. Igel sind keine Waldtiere; sie leben in kleinräumig abwechslungsreichen Landschaften. Da diese immer seltener werden, suchen sie sich ihren Platz in den Gärten mit dem Resultat, dass zu viele von ihnen auf zu engem Raum wohnen. Daraus entstehen einerseits Rivalitäten und Verdrängungskämpfe.

Andererseits werden all die möglichen Parasiten von einem Tier zum andern übertragen. Und so trifft man vor allem im Herbst auf kranke und untergewichtige Igel. Zum Glück gibt’s die Wildstation: Dort werden sie behandelt und fit gemacht für ihren Winterschlaf. Zögern Sie also nicht, wenn Sie einen kranken Igel finden und melden Sie ihn bei der Wildstation an.

Naturlehrpfad selbst erleben

Am Beispiel vom Igel zeigt sich sehr gut, dass eine Wildstation in einem vernetzten Umfeld arbeitet. Tierwohl bedeutet eben auch, sorgsam mit der Natur umzugehen und sie möglichst ökologisch zu nutzen. Entsprechend bietet die Station in Landshut einen spannenden und wunderbar kindergerechten Naturlehrpfad an. Da wird zum Beispiel erklärt, warum sich «der Maulwurf auch ohne Blindenstock hervorragend zurecht findet». Oder es gibt den «Regi Regenwurm», welcher die Kinder (und ihre Erwachsenen) durch seine Welt führt. Ich könnte noch manche solch anschauliche Beispiel erwähnen, aber am besten fährt man einfach dahin und erlebt den Naturlehrpfad selber.

Er ist täglich geöffnet, und der Eintritt ist gratis. Führungen mit einem Blick hinter die Kulissen der Wildstation sind hingegen nur auf Anmeldung möglich. Sämtliche Informationen dazu finden sich auf www.wildstation.ch. Es lohnt sich ohnehin, diese Seite ab und zu mal anzuklicken. Denn dort werden regelmässig zusätzliche Angebote aufgeschaltet. Attraktiv sind auch die Programme für Kindergeburtstage, zum Beispiel unter dem Motto «Auf Spurensuche» oder «Alles gut im Futter». Wie gern wäre ich wieder Kind und hätte Geburtstag! Einfach Spitze, das Ganze. Sie spüren, ich bin begeistert.

Und übrigens: Wussten Sie, dass ab Ende April jedes Marienkäferweibchen rund 400 Eier legt und im Mai daraus neue Marienkäferchen schlüpfen? Dank des Naturlehrpfades weiss ich das jetzt und freue mich schon auf das viele Glück, welches im Sommer durch die Luft gaukeln wird...

Herzliche Grüsse aus Landshut

Text: Elisabeth Zäch - Präsidentin Förderverein* Emmental
Bilder: Emmental Tourismus

*Da kann man übrigens Mitglied werden. Mehr Informationen unter emmental.ch/hierleben

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