Unweit vom Dorf Trubschachen, auf der Risisegg, lebt und arbeitet Katrin Brechbühl als Holzbildhauerin und Lederschnitzerin. Sehr oft schnitzt sie Hunde, Pferde oder Kühe lebensecht in Leder oder in Holz. Gut, dass die realen Vorbilder direkt vor der Haustür zu finden sind, falls mal ein Modell gefragt ist. Die Künstlerin mit Jahrgang 1989 stammt ursprünglich aus Eggiwil und hat ihre Lehre in der Schule für Holzbildhauerei in Brienz absolviert.

mit Liebe geschnitzt

Nach ihrer vier Jahre dauernden Lehre als Holzbildhauerin unterstützte Katrin Brechbühl zuerst einen regionalen Schreiner, da die Stellensuche sich schwierig gestaltete. Holzbildhauer sind nicht sehr zahlreich und arbeiten häufig allein. So entschloss sie, sich selbstständig zu machen. Heute kann sie dank diversen Partnerschaften mit Handwerksbetrieben und Direktkunden ihrer grossen Leidenschaft, dem Holz- und dem Lederschnitzen, nachgehen. «Ich hatte oft das Glück, dass sich eine Zusammenarbeit fast von selbst ergab», erzählt die junge Künstlerin. So kam sie auch zum Lederschnitzen: Eine ältere Holzbildhauerin wollte das Lederschnitzen aufgeben und suchte einen Nachfolgerin. Während einiger Tage lehrte Katrin Brechbühl so die Feinheiten des Handwerks kennen. Durch ihren Grossvater kam sie danach in Kontakt mit dem Lederspezialisten Emmeleder, für welchen sie heute regelmässig kunstvolle Tier- oder Menschenporträts in Lederportemonnaies, -flachmänner oder in Gürtelschnallen schnitzt. So ist aus der ursprünglichen Holzspezialistin mittlerweile auch ein Profi in Sachen Leder geworden.

Wilde Portemonnaies

Gerade verziert Katrin Brechbühl einen schwarzen Glockenriemen mit einem stolzen Kuhkopf. Für das Arbeiten mit Holz und Leder kann sie dieselben Holzmeissel einsetzen, die Arbeitstechnik unterscheidet sich jedoch. «Beim Holz muss man mehr Kraft einsetzen, da arbeite ich manchmal auch mit Hammer und Holzmeissel und oft auch beidhändig», erklärt Brechbühl. Zum Schnitzen eignen sich vor allem Holzsorten wie Linde und Nussbaum. Das Lindenholz bietet sich für Stabellen oder Reliefs an, während sich im härteren Nussbaumholz zum Beispiel das Fell von Hirschen besonders realitätsgetreu herausarbeiten lässt. Sehr gefragt sind zurzeit geschnitzte Kinderstabellen oder Kindergarderoben als Geschenk. Aber auch Holzreliefs mit Alphornbläsern oder Traktoren schnitzt Katrin Brechbühl gerne. Zwischendurch kreiert sie auch Zifferblätter für Holzuhren oder Skulpturen. Damit die Holz- und Lederschnitzereien möglichst detailgetreu gelingen, skizziert sie ihr Motive mit Bleistift und vergleicht die Details regelmässig mit Fotos. Ob Leder oder Holz – die Resultate sind verblüffend lebensecht.

verblüffend echt

Beim Schnitzen von Leder ist ein besonders feines Händchen gefragt: Die freizulegenden Stellen werden quasi nur mit dem Holzmeissel weggeschabt. Mit welchem Material arbeitet Katrin Brechbühl denn lieber? Die Bildhauerin lächelt und zuckt die Schultern: Sie möge das Arbeiten mit Holz und Leder sehr gern, meint sie. «Ganz feine Strukturen erarbeite ich aber lieber mit Leder. Mit Leder lässt sich ein ganz bestimmtes Tier so abbilden, dass man es sofort erkennt», ergänzt sie. Auf der anderen Seite verzeihe Holz auch mal einen Fehler, während ein Kratzer auf dem schwarzen Glockenriemenleder nicht mehr ausgebügelt werden könne. Wenn sie eine längere Zeit ausschliesslich Leder schnitze, spüre sie jeweils den höheren Kraftaufwand beim Holz deutlich. «Aber das gibt sich rasch wieder», versichert Brechbühl und grinst. Welches Motiv ist denn für die Lederportemonnaies, Gürtelschnallen und Flachmänner besonders gefragt? Die Antwort der jungen Frau ist eindeutig: Wild in allen Formen ist der Renner. Besonders beliebt sind Gämsen und Steinböcke als Zierde für die Lederwaren. Übrigens nicht nur bei Jägern …


Von: Emmental Tourismus
Text & Bilder: Christian Bärtschi

ein geschnitzter Hirsch

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