Aus dem Unmöglichen, etwas möglich machen, das war das Motto der Freilichtspiele Moosegg im vergangenen Spielsommer 2020, weil die Coronapandemie öffentliche Aufführungen praktisch unmöglich machte. Und sie lassen sich auch dieses Jahr nicht unterkriegen, auch dieses Jahr beleben die Freilichtspiele Moosegg den Theatersommer mit zwei Produktionen: I Do! I Do! das Musical, das es 1966 als Zwei-Personen-Stück an den Broadway schaffte. Wir begleiten die beiden Akteure Agnes (Stefanie Verkerk) und Michael (Simon Burkhalter) durch einige Jahrzehnte Eheleben. Mit Songs voller Leidenschaft und Gefühl sowie schlagfertigen Dialogen durchlebt das Paar die Höhen und Tiefen einer Ehe. Lust und Frust, Euphorie und Ehemüdigkeit, Langeweile und Turbulenzen wechseln sich ab.

Es war das beste, was mir an diesem Sommerabend überhaupt passieren konnte. Nach einem strengen Arbeitstag fuhr ich auf die Moosegg, wo ich einer Probe zum Musical I Do! I Do! beiwohnen durfte. Das Emmental liegt mir im Abendlicht zu Füssen. Aber nicht lange kann man sich vom Licht der untergehenden Sonne einlullen lassen. Auf der Freilichtbühne geht gleich die Post ab.

Verliebt und frisch beginnt das Eheleben von Agnes und Michael, immer wieder das Versprechen wiederholend: ich will, ich will (I do  I do). Nach der ersten Verliebtheit kommt die Zeit der Kinder, Unordnung herrscht im Haus, vielleicht auch ein bisschen Überforderung. Der Mann hat Erfolg, die Frau ist zu Hause beansprucht von den heranwachsenden Kindern und von einem Ehemann, der sich immer mehr wie ein Pascha benimmt. Irgendwann kriegt die Ehe Risse, Michael verliebt sich in eine Jüngere, Agnes benimmt sich, als wäre ihr das alles egal. Lebt sich aus, tanzt und geniesst die neue Freiheit und doch ist beiden nicht wohl bei der ganzen Angelegenheit. Sie wissen, eigentlich gehören sie zusammen.

Es folgen schmerzliche Szenen als die Kinder ausziehen, sind aber doch irgendwo froh, dass der Familienalltag zu Ende ist und sich neue Perspektiven öffnen . Agnes und Michael freuen sich auf die wieder gewonnene Zweisamkeit – viele gemeinsame Träume bleiben auf der Strecke, aber sie wurden geträumt, in den schönsten Farben und Vorstellungen ausgemalt. Gemeinsam werden sie alt und gebrechlich und sind – wie eigentlich schon die letzten paar Jahrzehnte ihres Lebens - für einander da.

Ein wohltuender Einstieg in einen Theatersommer nach einer langen, coronabedingten Pause.

Bereits am 2. Juli beginnt – ebenfalls auf der Moosegg – die Produktion «Katharina Knie»
Zitat aus dem Flyer: «Wir widmen uns in diesem Jahr einem Stück Weltliteratur: Zuckmayers «Katharina Knie». Der aus Funk und Fernsehen bekannte Autor und Pointenschreiber Domenico Blass bearbeitet dieses Stück für die Freilichtspiele Moosegg und verpasst ihm an einigen Stellen einen humoristischen Anstrich».

25 Jahre Freilichtspiele Moosegg – kein rauschendes Fest, dafür 2 hervorragende Produktionen, dank diesen endlich wieder ein Stück Kultur im Alltag seinen Platz findet.

Von: Emmental Tourismus
Text: Therese Sommer
Bilder: Simon Schwab